InselMagazin: Umwelt & Natur - Flora & Fauna

Inselbewohner: Die faszinierenden Echsenarten der Kanarischen Inseln
Die Kanarischen Inseln sind nicht nur wegen ihrer beeindruckenden Landschaften bekannt, sondern auch wegen ihrer außergewöhnlichen Tierwelt. Besonders faszinierend sind die endemischen Echsenarten, die sich über Millionen von Jahren hinweg an die einzigartigen Bedingungen jeder einzelnen Insel angepasst haben.
Diese Echsen sind weit mehr als einfache Reptilien – sie sind ökologische Schlüsselfiguren, Überlebenskünstler in extremer Umgebung und wertvolle Zeugen der Evolution. Ihre Vielfalt, ihr Verhalten und ihre Anpassungsstrategien machen sie nicht nur für Biologinnen und Biologen interessant, sondern auch für jeden, der die Natur der Kanaren mit offenen Augen erkundet.
InselMagazin: Umwelt & Natur
Geographie, Klima und Lebensräume
Die Kanaren erstrecken sich über sieben Hauptinseln und mehrere kleinere Eilande. Jede Insel bietet ein Mosaik aus Mikroklimazonen – von trockenen, sonnigen Küsten bis hin zu feuchten, nebelverhangenen Höhenzügen. Die vulkanische Topographie, die durch den Passatwind beeinflussten klimatischen Bedingungen und der kühle Kanarenstrom schaffen ein einzigartiges Umfeld, in dem sich spezialisierte Tier- und Pflanzenarten entwickeln konnten.
Diese isolierten Lebensräume ermöglichen es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, ökologische Prozesse besonders gut zu beobachten – darunter auch die Entstehung neuer Arten.
Echsen auf den Kanaren – Anpassung durch Isolation
Echsen gehören zur Gruppe der Reptilien und zeichnen sich durch ihre Vielseitigkeit in Ernährung, Verhalten und Lebensweise aus. Auf den Kanaren haben sich mehrere Arten der Gattung Gallotia entwickelt – jede auf ihre Weise angepasst an das Leben auf ihrer jeweiligen Insel.
Die wichtigsten Arten im Überblick
Die Echsen der Gattung Gallotia sind endemisch auf den Kanarischen Inseln verbreitet und haben sich auf den einzelnen Inseln zu teils sehr unterschiedlichen Arten entwickelt – sowohl in Größe, Verhalten als auch im Erscheinungsbild. Hier eine Auswahl der bedeutendsten Vertreter:
Gallotia stehlini (Gran Canaria-Rieseneidechse)
Diese Art ist die größte heute lebende Echse der Kanaren. Sie kommt ausschließlich auf Gran Canaria vor und erreicht eine beeindruckende Gesamtlänge von bis zu 80 Zentimetern, wobei der Schwanz etwa zwei Drittel ausmacht. G. stehlini bevorzugt trockene, felsige Lebensräume und ernährt sich überwiegend pflanzlich – ergänzt durch Insekten und andere kleine Tiere.
Gallotia galloti (Teneriffa-Eidechse)
Diese Art ist weit verbreitet und besonders variabel. Sie kommt auf Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro vor. Es existieren mehrere Unterarten, die sich stark in Färbung, Größe und Verhalten unterscheiden. Männchen können bis zu 40 cm lang werden. G. galloti ist äußerst anpassungsfähig und in vielen Lebensräumen zu finden – von Küstenregionen bis hin zu Bergwäldern.
Gallotia simonyi (El-Hierro-Rieseneidechse)
Ein echtes Juwel des Artenschutzes. Lange Zeit galt diese Art als ausgestorben, bis sie in den 1970er Jahren auf einem schwer zugänglichen Felsplateau von El Hierro wiederentdeckt wurde. Männchen erreichen eine Länge von bis zu 80 cm, Weibchen bleiben etwas kleiner. G. simonyi lebt heute in streng geschützten Reservaten, ihr Fortbestand wird durch aufwendige Zucht- und Wiederansiedlungsprogramme gesichert.
Weitere seltene und gefährdete Arten
- Gallotia bravoana (La-Gomera-Rieseneidechse): Wiederentdeckt im Jahr 1999, sehr selten, streng geschützt.
- Gallotia intermedia (Teneriffa-Rieseneidechse): Entdeckt erst 1996, extrem kleines Verbreitungsgebiet im Westen Teneriffas.
- Gallotia atlantica (Atlantische Eidechse): Kleinere Art, bewohnt die trockenen Gebiete von Lanzarote und Fuerteventura.
- Gallotia caesaris (Eidechse von El Hierro und La Gomera): Relativ klein und unauffällig, lebt oft in trockenen Mauern und Felsspalten.
Ernährung, Fortpflanzung und Verhalten
Die kanarischen Echsen sind vorwiegend tagaktiv und ernähren sich vielseitig. Je nach Art und Lebensraum stehen Früchte, Blätter, Insekten oder kleinere Tiere auf dem Speiseplan. Einige Arten sind überwiegend pflanzenfressend, andere opportunistisch – sie nehmen, was verfügbar ist.
Interessant ist auch ihr Fortpflanzungsverhalten: Die meisten Arten legen Eier, allerdings zeigen sich zwischen den Populationen Unterschiede in der Anzahl und im Zeitpunkt der Eiablage – ein Ergebnis jahrtausendelanger Anpassung an Mikroklimata und ökologische Nischen.
Lebensräume und Verbreitung
Die Echsen bevorzugen unterschiedliche Lebensräume – je nach Art. Während Gallotia stehlini felsige Hochlagen bevorzugt, findet man Gallotia galloti sowohl an der Küste als auch in mittleren Höhenlagen. Die Standorte sind nicht zufällig: Jede Art ist eng an ihre Umwelt angepasst. Diese enge Bindung macht sie jedoch auch empfindlich gegenüber Veränderungen.
Bedrohungen und Schutzmaßnahmen
Wie viele andere endemische Arten auf Inseln sind die kanarischen Echsen durch verschiedene Faktoren gefährdet:
- Zerstörung und Fragmentierung von Lebensräumen, etwa durch Bauprojekte oder Landwirtschaft
- Eingeschleppte Fressfeinde wie Ratten, Katzen und Marder
- Klimawandel, der Nahrungsangebot, Brutzeiten und das gesamte ökologische Gleichgewicht beeinflusst
Besonders gefährdet sind Arten mit stark begrenztem Verbreitungsgebiet wie Gallotia simonyi oder Gallotia bravoana. Um diese Arten zu schützen, wurden gezielte Programme ins Leben gerufen – etwa Zuchtstationen, Schutzgebiete, Monitoringprojekte und Wiederansiedlungen.
Ein gutes Beispiel ist El Hierro, wo Gallotia simonyi in einem geschlossenen Schutzgebiet aufgezogen und später in die freie Wildbahn entlassen wird – begleitet von intensiver Forschung und strengen Schutzmaßnahmen.
Wissenschaftliche und kulturelle Bedeutung
Die Echsen der Kanaren sind ein faszinierendes Beispiel für sogenannte adaptive Radiation – also die evolutionäre Aufspaltung einer Stammart in verschiedene ökologische Nischen. Sie geben Aufschluss über:
- Artbildung in isolierten Lebensräumen
- Anpassungsmechanismen an Klima- und Umweltveränderungen
- Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf kleine Ökosysteme
Darüber hinaus sind sie für die Bewohnerinnen und Bewohner der Kanaren ein Symbol für die Einzigartigkeit ihrer Inseln. In Schulbüchern, Museen, Logos und sogar im Tourismusmarketing sind sie als „typisch kanarisch“ verankert.
Ausblick und Verantwortung
Die Zukunft der kanarischen Echsen hängt stark davon ab, wie entschieden wir handeln. Ihre Erhaltung erfordert langfristige, wissenschaftlich begleitete Strategien – und das Bewusstsein, dass diese Tiere Teil eines empfindlichen, wertvollen Systems sind.
Sie sind stumme Zeitzeugen einer jahrtausendealten Evolution – und damit ein Schatz, den wir nicht verlieren dürfen.
Quellen und weiterführende Informationen
- Gobierno de Canarias – Biodiversidad Canaria: www.biodiversidadcanarias.es
- Museo de la Naturaleza y Arqueología, Teneriffa: www.museosdetenerife.org
- Fundación Neotrópico – Schutzprojekte: www.fundacionneotropico.org
- IUCN Red List – Gallotia-Arten: www.iucnredlist.org
- ZooBotánico de Jerez – Artenschutzprogramme: www.zoobotanicojerez.com
- Carranza, S. et al. (2010): Evolutionary patterns in island lizards: insights from the Canary Islands, Molecular Phylogenetics and Evolution
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