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Roque de Garachico: Ein Naturwunder vor der Küste Teneriffas

Der Roque de Garachico, ein markanter Felsen rund 300 Meter vor der Küste im Atlantik, ist nicht nur ein beeindruckendes geologisches Phänomen, sondern auch das bekannteste Wahrzeichen der Gemeinde Garachico
Seit Jahrhunderten prägt dieser isolierte Fels die Silhouette der Stadt – sichtbar von nahezu jedem Punkt der Umgebung – und spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte, Identität und Wahrnehmung des alten Hafens.
 

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Die Cochenilleschildlaus – Farbe, Wirtschaft und kulturelles Erbe der Kanarischen Inseln

Die Cochenilleschildlaus – Farbe, Wirtschaft und kulturelles Erbe der Kanarischen Inseln

Ein unscheinbares Insekt mit großem Einfluss

Wenn man durch die trockenen Gebiete Lanzarotes oder den Süden Teneriffas wandert, sieht man sie fast überall: die stacheligen Feigenkakteen mit ihren ovalen, flachen Gliedern. Wer genau hinschaut, entdeckt auf einigen dieser Kaktusflächen weiße, wattige Flecken. Was wie ein Pilzbefall aussieht, ist in Wahrheit etwas ganz anderes – und viel Bedeutenderes: die Cochenilleschildlaus (Dactylopius coccus). Ein kleines Insekt mit einem riesigen kulturellen und wirtschaftlichen Schatten.

Was heute wie eine botanische Kuriosität wirkt, war über Jahrhunderte hinweg eine der wichtigsten Einnahmequellen der Kanarischen Inseln – und ein global gehandelter Schatz: der Farbstoff Karmin, gewonnen aus dem Körper dieser winzigen Läuse. Die Geschichte der Cochenille ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Beziehung zwischen Mensch, Insekt und Farbe – tief verwurzelt in der Landschaft und Identität der Inseln.

Lebensweise der Cochenilleschildlaus – Symbiose mit dem Feigenkaktus

Die Cochenilleschildlaus stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Ihre Ausbreitung in andere Weltregionen, darunter Nordafrika, Indien, Madeira und die Kanaren, begann im 15. Jahrhundert, als europäische Kolonialmächte begannen, Pflanzen und Nutztiere weltweit zu verbreiten.

In ihrer neuen Heimat fand die Laus ideale Bedingungen: warme Temperaturen, kaum Regen, und vor allem – den Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica), auf dem sie lebt und sich ernährt.

Wie lebt die Cochenille?
  • Nur die Weibchen produzieren das begehrte Karmin.
  • Sie setzen sich an den Kaktus, bohren mit ihren Stechborsten in das Gewebe und saugen den Saft.
  • Zum Schutz sondern sie eine wachsartige, weiße Substanz ab – so wirken sie wie kleine Wattepads an der Pflanze.
  • Als Abwehrmechanismus vor Fressfeinden produzieren sie das leuchtend rote Karmin – das der Mensch für sich entdeckte.
  • Die Männchen hingegen sind kurzlebig, geflügelt und spielen für die Farbstoffproduktion keine Rolle.

Karmin – Der Farbstoff aus dem Insekt

Karmin ist ein natürlicher roter Farbstoff, der aus dem Körper der Cochenilleschildlaus gewonnen wird. Genauer gesagt, aus dem Inhaltsstoff Carminsäure, der in den Zellen des Insekts enthalten ist.

Schon die Azteken nutzten Cochenille für rituelle Kleidung, Kunstwerke und als Zeichen von Status. Die Spanier erkannten rasch den Wert des Farbstoffs: lebendig, licht- und hitzebeständig, hochkonzentriert – und schwer zu fälschen.

Karmin galt im 16. bis 19. Jahrhundert als „Rotes Gold“. Es war nach Silber das zweitwichtigste Exportgut Neuspaniens.

Verwendung des Karmins durch die Jahrhunderte:
  • Textilien: Färbung von Seide, Wolle, Uniformen, liturgischen Gewändern
  • Kosmetik: Lippenstifte, Rouge, Nagellack
  • Lebensmittel: Roter Farbstoff in Joghurt, Bonbons, Getränken (als „E120“ oder „Carmin“ deklariert)
  • Kunst: Malerei, Aquarelle, Fresken

Die Sättigung und Haltbarkeit des Farbtons machten Karmin besonders in der europäischen Kunst, Mode und Kirche zum begehrten Gut.

Ein Boom auf den Kanaren – Wirtschaft, Alltag und Kultur

Die Cochenille kam im 16. Jahrhundert auf die Kanaren – doch ihre große Zeit begann im 19. Jahrhundert, als synthetische Farben noch nicht existierten und die Nachfrage nach natürlichen Pigmenten explodierte.

Die Blütezeit des Karminhandels:
  • Lanzarote wurde zum Zentrum der Cochenilleproduktion.
  • Ganze Landschaften wurden mit Feigenkaktus-Plantagen bepflanzt – die sogenannten "Tuneras".
  • Viele Familien lebten vom Anbau, der Ernte und dem Verkauf der Läuse.
  • Der Export erfolgte hauptsächlich über die Häfen von Arrecife und Las Palmas – bis nach Frankreich, England und in die USA.

Der wirtschaftliche Einfluss war gewaltig: Cochenille brachte Arbeitsplätze, Handelsverbindungen und Reichtum – aber auch harte Arbeit und Abhängigkeit vom Weltmarktpreis.

Traditionelle Techniken der Cochenille-Gewinnung

Die Produktion des Karmins war ein Handwerk für sich – und eine echte Kunstform. Bis heute werden diese Techniken auf kleinen Betrieben im Inselinneren von Lanzarote, La Palma und Teneriffa bewahrt.

Ernte der Läuse
  • Manuell mit kleinen Spachteln oder Bürsten
  • Frühmorgens oder bei kühlem Wetter, wenn die Läuse weniger aktiv sind
  • Die Pflanzen wurden regelmäßig auf Läusevorkommen kontrolliert
Trocknung
  • Traditionell in der Sonne auf Matten
  • Alternativ: Über offenen Feuern oder in speziellen Trocknungsöfen
  • Wichtig: gleichmäßige Trocknung zur Erhaltung der Farbstoffe
Verarbeitung
  • Getrocknete Läuse wurden zerkleinert und gemahlen – meist in Mörsern
  • Das Pulver wurde gesiebt und bei Bedarf mit Alaun oder anderen Substanzen stabilisiert
Extraktion
  • Für hochwertiges Karmin: Wasser- oder Alkoholextraktion
  • Farbstoff wurde gefiltert, gereinigt und zu Pulver oder Paste weiterverarbeitet

Diese Arbeit war mühsam und erforderte viel Erfahrung, besonders beim Erkennen des Reifegrads der Läuse und der optimalen Trocknungszeit.

Kulturelles Erbe und heutige Bedeutung

Heute ist der industrielle Karminhandel auf den Kanaren stark zurückgegangen. Synthetische Farben haben den Markt weitgehend übernommen. Doch das Wissen um die Cochenille lebt weiter:

  • In Museen wie dem Museo del Aloe Vera y la Cochinilla (Guatiza, Lanzarote)
  • In kleinen Betrieben, die noch heute Farbstoffe in Handarbeit herstellen
  • In Kunstprojekten und Workshops, die mit natürlichem Karmin experimentieren
  • In ökologischer Kosmetik und Nischenprodukten, wo „E120“ wieder positiv besetzt ist

Auf den Kanaren wird Cochenille zunehmend auch als kulturelles Erbe betrachtet – ein Verbindungspunkt zwischen Natur, Geschichte und Identität.

Persönlicher Eindruck & heutiger Wert

Ich erinnere mich an eine Fahrt durch das stille Dorf Mala auf Lanzarote – dort, wo sich Kakteenfelder bis zum Horizont ziehen und die Luft nach Staub und Sonne schmeckt. Dort wachsen die Tuneras, unscheinbar, doch geschichtsträchtig. Man sieht keine Menschen auf den Feldern, aber wenn man stehen bleibt, hört man Geschichten: von Großmüttern, die mit Eimern voller getrockneter Läuse zum Markt gingen. Von Händen, rot gefärbt vom Mahlen. Von einem Farbstoff, der ganze Familien ernährte.

Heute ist die Cochenille nicht vergessen, sondern neu entdeckt – als Beispiel für Nachhaltigkeit, Naturhandwerk und die Schönheit natürlicher Pigmente.

Eine Laus schreibt Geschichte

Die Cochenilleschildlaus ist mehr als nur ein Insekt. Sie ist ein Brückenglied zwischen Natur und Kultur, zwischen Farbe und Identität. Ihre Geschichte erzählt von Handelswegen, Kolonialismus, Handwerk, Kunst und der kreativen Nutzung natürlicher Ressourcen.

Auf den Kanarischen Inseln ist sie bis heute sichtbar, spürbar und erlebbar – ob in Kakteenfeldern, Museen oder in der roten Farbe eines Naturkosmetikprodukts.

In einer Welt, die sich immer mehr nach Ursprünglichkeit und Nachhaltigkeit sehnt, erinnert uns die Cochenille daran, wie viel Bedeutung in etwas so Kleinem liegen kann – wenn man genau hinsieht.

Quellen und weiterführende Literatur:
  • Gobierno de Canarias: Programa de Patrimonio Cultural
  • Museo de la Cochinilla (Guatiza, Lanzarote)
  • Instituto Canario de Investigaciones Agrarias (ICIA)
  • Cruz, C. (2017): La historia del carmín: color, comercio y colonialismo
  • FAO: Natural dyes and their sustainability in small-scale economies
  • Erfahrungsberichte aus Interviews mit Produzent:innen auf Lanzarote (2023)
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