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Die Auswirkungen invasiver Neophyten auf das Ökosystem Teneriffas

Die Auswirkungen invasiver Neophyten auf das Ökosystem Teneriffas

Die einzigartigen Ökosysteme Teneriffas – geformt durch vulkanische Aktivität, Mikroklimata und geografische Isolation – gehören zu den artenreichsten der Kanarischen Inseln. Doch diese Vielfalt ist zunehmend bedroht: Neophyten, also eingeschleppte, nicht-heimische Pflanzenarten, breiten sich immer weiter aus und bringen die empfindlichen ökologischen Gleichgewichte der Insel ins Wanken.
Diese invasiven Pflanzenarten gelangen vor allem durch globalen Handel, Tourismus und menschliche Unachtsamkeit auf die Insel – und finden dort oft ideale Bedingungen vor: ein mildes Klima, fehlende Fressfeinde und geschwächte Lebensräume. Die Folgen sind tiefgreifend.

Was sind Neophyten – und warum sind sie ein Problem?

Neophyten sind Pflanzenarten, die nach dem Jahr 1492 (dem Beginn der transatlantischen Ausbreitung) neu in ein Gebiet eingeführt wurden – absichtlich oder versehentlich. Manche bleiben harmlos, andere entwickeln sich zu sogenannten invasiven Arten, die sich schnell vermehren und einheimische Arten verdrängen.

Teneriffas isolierte Evolution hat eine große Zahl endemischer Pflanzen und Tiere hervorgebracht – also Arten, die nur hier vorkommen. Genau diese spezialisierten Arten sind besonders anfällig für Konkurrenzdruck und Habitatveränderungen, wie sie invasive Pflanzen verursachen.

Problematische Arten auf Teneriffa

Zu den auffälligsten invasiven Neophyten der Insel zählen:
  • Agave americana (Jahrhundert-Agave): Ursprünglich aus Mexiko, breitet sich diese Pflanze auf offenen Flächen massiv aus. Ihre tiefen Wurzeln entziehen dem Boden Wasser und Nährstoffe – ein klarer Nachteil für flach wurzelnde, einheimische Arten.
  • Opuntia spp. (Kaktusfeigen): Diese aus Amerika stammenden Kakteen wachsen dicht, wehrhaft und fast undurchdringlich – sie verdrängen heimische Vegetation, sind schwer zu entfernen und verändern langfristig ganze Lebensräume.
  • Pennisetum setaceum (Federborstengras): Ursprünglich aus Nordafrika eingeschleppt, zählt es zu den gefährlichsten Arten. Es ist extrem trockenheitsresistent, breitet sich rasant aus und ist hochgradig brennbar – eine Kombination, die das Risiko für Busch- und Waldbrände deutlich erhöht.
Wie Neophyten das Ökosystem verändern

Die Auswirkungen invasiver Pflanzenarten sind vielschichtig und oft erst auf den zweiten Blick sichtbar:

  • Verdrängung endemischer Arten: Heimische Pflanzen verlieren den Zugang zu Licht, Wasser und Nährstoffen.
  • Veränderung der Bodenstruktur: Einige Neophyten setzen Stoffe frei, die das Bodenleben negativ beeinflussen – andere wie die Agave binden große Wassermengen in tieferen Schichten und machen sie unerreichbar für flach wurzelnde Arten.
  • Feuerregime: Pflanzen wie das Federborstengras fördern durch ihre Trockenmasse die Ausbreitung von Bränden. Diese wiederum zerstören empfindliche Ökosysteme, die sich nur schwer erholen.
  • Folgen für Tiere: Wenn endemische Pflanzen verschwinden, fehlen auch Insekten, Reptilien und Vögel ihre Nahrungsgrundlage oder ihre Brutplätze.

Teneriffas Biodiversität ist eng vernetzt – ein Eingriff an einer Stelle wirkt sich oft auf das gesamte System aus.

Fallbeispiele: Wenn Neophyten zur Gefahr werden

Die Agave americana wächst rasch und verdrängt auf vielen Brachen, Berghängen und Straßenrändern heimische Arten wie kanarische Wolfsmilchgewächse oder Kräuter. Ihre massive Wurzelstruktur erschwert das Entfernen – und ihre Vermehrung durch Kindel macht sie zu einem besonders hartnäckigen Gegner.

Das Federborstengras (Pennisetum setaceum) wurde ursprünglich zur Zierbepflanzung eingeführt – doch es breitet sich inzwischen entlang von Straßen, Wanderwegen und Brachflächen unkontrolliert aus. In Regionen wie dem Süden Teneriffas führt es zu einer Monokultur, in der kaum noch andere Pflanzen gedeihen. Seine hohe Entflammbarkeit erhöht zudem das Risiko für Brände erheblich – mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur.

Gegenmaßnahmen auf Teneriffa

Der Kampf gegen invasive Pflanzenarten ist aufwendig, aber notwendig. Auf Teneriffa greifen verschiedene Maßnahmen ineinander:

  • Mechanische Entfernung: Pflanzen werden mitsamt Wurzelwerk ausgehoben. Diese Methode ist effektiv, aber arbeitsintensiv.
  • Gezielte chemische Bekämpfung: In schwer zugänglichen oder stark befallenen Gebieten kommen Herbizide zum Einsatz – dabei gilt es, Umweltschäden zu vermeiden.
  • Wiederansiedlung einheimischer Arten: Wo invasive Arten entfernt wurden, werden gezielt heimische Pflanzen wieder angesiedelt, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
  • Monitoring und Forschung: Die Ausbreitung wird systematisch dokumentiert. Langzeitstudien helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen.
Zukünftige Herausforderungen – und was getan werden kann

Teneriffa steht bei der Kontrolle invasiver Arten vor langfristigen Aufgaben. Notwendig sind:

 

 

 

  • Bildung & Bewusstseinsbildung
    Die Bevölkerung, aber auch Touristinnen und Touristen, müssen für das Thema sensibilisiert werden. Pflanzen nicht aus Gärten entweichen zu lassen, auf keine Samen oder Pflanzenmaterialien im Gepäck zu achten – das sind kleine Beiträge mit großer Wirkung.
  • Forschung & Monitoring
    Neue invasive Arten können jederzeit auftauchen. Nur durch systematische Beobachtung und Forschung lassen sich effektive Gegenmaßnahmen entwickeln.
  • Internationale Zusammenarbeit
    Da invasive Arten ein globales Problem sind, braucht es auch globale Lösungen. Strengere Einfuhrkontrollen, bessere Information und der Austausch bewährter Praktiken zwischen Regionen und Ländern sind entscheidend.

Die Invasion von Neophyten ist ein stiller, aber tiefgreifender Eingriff in die natürlichen Kreisläufe Teneriffas. Die Schönheit der Insel ist eng mit ihrer ökologischen Vielfalt verbunden – und diese Vielfalt ist bedroht.

Doch es gibt Hoffnung: Durch gemeinsame Anstrengungen von Forschung, Verwaltung, Bevölkerung und internationalen Partnern kann es gelingen, die Ausbreitung invasiver Arten zu verlangsamen – und das fragile Gleichgewicht der Natur zu bewahren.

Denn nur wenn wir schützen, was uns umgibt, kann Teneriffas Natur auch morgen noch so einzigartig sein wie heute.

Quellen und weiterführende Informationen
  • Gobierno de Canarias – Biodiversidad Canaria: www.biodiversidadcanarias.es
  • Universidad de La Laguna – Institut für Umweltwissenschaften: www.ull.es
  • IUCN – Invasive Species Specialist Group (ISSG): www.iucn.org
  • Cabildo de Tenerife – Medio Natural: www.tenerife.es
  • Instituto Canario de Investigaciones Agrarias (ICIA): www.icia.es
  • UNEP (United Nations Environment Programme): Global Invasive Species Database
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