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Der Drachenbaum von Icod de los Vinos – Begegnung mit einem lebenden Mythos
Es war ein stiller Vormittag in Icod de los Vinos, als ich das erste Mal vor ihm stand: dem Drachenbaum, oder wie er hier genannt wird, El Drago Milenario. Ich hatte Fotos gesehen, Geschichten gehört, doch nichts bereitete mich wirklich auf diesen Moment vor. Da stand er – alt, würdevoll, mächtig. Ein Baum, der eher wirkte wie ein Wächter aus einer anderen Zeit.
Und während ich ihn betrachtete, wurde mir klar: Dieser Baum ist nicht einfach nur eine botanische Kuriosität. Er ist ein lebendiges Symbol. Für Widerstandskraft. Für Weisheit. Für die tiefe Verbindung zwischen Natur, Geschichte und Mensch.
Ein botanisches Wunder
Was den Drachenbaum so besonders macht
Der Drachenbaum (Dracaena draco) gehört zur Familie der Spargelgewächse – auch wenn er mit seinem dicken Stamm und der ausladenden Krone eher an eine Mischung aus Palme und Fabelwesen erinnert.
Sein langsames Wachstum – gerade einmal ein paar Millimeter pro Jahr – macht ihn zu einem stillen Zeugen der Zeit. Manche Exemplare können mehrere hundert Jahre alt werden, manche – so sagt man – sogar über tausend. Auch wenn es wissenschaftlich schwer zu belegen ist, fühlt man: Dieser Baum trägt Geschichte in sich.
Sein rotbraunes Harz, das sogenannte Drachenblut, wurde früher als Heilmittel und Farbstoff geschätzt. Schon beim bloßen Gedanken daran vermischen sich Fakten mit Legenden.
Ein Gigant von Icod: El Drago Milenario
Naturdenkmal und kulturelles Herzstück
Der berühmteste Drachenbaum der Kanaren steht im Norden Teneriffas, mitten im kleinen Ort Icod de los Vinos. Wenn ich ihn sehe, habe ich das Gefühl, in eine andere Welt einzutreten – eine Welt, in der Bäume sprechen könnten.
Der El Drago Milenario ist über 16 Meter hoch und sein Stamm hat einen Umfang von etwa 20 Metern. Wissenschaftler streiten sich über sein genaues Alter – doch ganz gleich, ob er 400, 800 oder 1.000 Jahre alt ist: Seine Ausstrahlung ist zeitlos.
Der Baum ist nicht nur ein Naturdenkmal, sondern ein Teil der kanarischen Identität. Für viele Menschen ist er mehr als ein Baum – er ist Heiligtum, Schutzsymbol und Geschichtenerzähler.
Magie und Mythos
Alte Legenden und lebendige Geschichten
Was mich am Drachenbaum besonders fasziniert, ist seine mythische Aura. Schon die Ureinwohner Teneriffas, die Guanchen, sollen dem Baum besondere Kräfte zugeschrieben haben. Manche Legenden erzählen von rituellen Zusammenkünften, andere von einem Baum, der über Leben und Tod wachte.
Und dann ist da noch das Drachenblut, das rötlich austretende Harz, das in der Antike als Wundheilmittel, Zauberelixier und sogar als Farbpigment für wertvolle Kunstwerke galt. Kein Wunder also, dass der Drachenbaum von Geschichten umrankt ist, die bis heute weitererzählt werden.
Er ist ein Symbol für Unsterblichkeit, Stärke und Weisheit – nicht nur im kulturellen, sondern auch im ökologischen Sinne.
Ein Baum, der Leben gibt
Ökologische Bedeutung und Artenvielfalt
So still und mächtig der Drachenbaum wirkt, so lebendig ist sein Umfeld. In seinen dichten Blattschöpfen nisten Vögel, seine Blüten bieten Nahrung für Insekten, sein Stamm spendet Schatten und Schutz.
Er wächst in kargen, trockenen Halbwüsten, wo andere Pflanzen längst aufgegeben hätten. Damit ist er ein Überlebenskünstler – aber auch empfindlich, wenn sich seine Umgebung zu stark verändert. Urbanisierung, invasive Arten, Krankheiten und der Klimawandel setzen ihm immer mehr zu.
Die Verjüngung des Drachenbaums ist inzwischen vielerorts bedroht – umso wichtiger ist es, dass junge Bäume wieder angepflanzt, geschützt und gepflegt werden.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung
Tourismus, Tradition und Wissen
Der Drachenbaum zieht jährlich tausende Besucher:innen an. Ich habe erlebt, wie Menschen ehrfürchtig vor ihm stehen, schweigend, staunend. Seine Wirkung ist unmittelbar.
Doch seine Bedeutung geht weit über den Tourismus hinaus. Das Drachenblut wurde früher für medizinische Zwecke, zur Lackherstellung und in der Volksmagie genutzt. Auch wenn diese Anwendungen heute kaum noch eine wirtschaftliche Rolle spielen, sind sie doch tief im kollektiven Gedächtnis der Insel verwurzelt.
Forschungsprojekte, Schulprogramme und kulturelle Veranstaltungen rund um den Drachenbaum sorgen dafür, dass dieses Wissen nicht verloren geht – und dass neue Generationen lernen, die Natur nicht nur zu nutzen, sondern auch zu schützen.
Zukunftsperspektiven – Was wir bewahren müssen
Zwischen Bedrohung und Hoffnung
Wie viele andere endemische Arten der Kanaren steht auch der Drachenbaum vor großen Herausforderungen:
- Klimaveränderungen verschieben seine Wachstumsbedingungen
- Pilzkrankheiten und Insektenbefall bedrohen vor allem junge Bäume
- Flächenversiegelung verhindert, dass sich die Art auf natürliche Weise verbreiten kann
Aber es gibt Hoffnung. Nachzuchtprogramme, Schutzprojekte und die Einbindung lokaler Gemeinden sorgen dafür, dass der Drachenbaum nicht nur als Symbol erhalten bleibt, sondern als lebendige Art weiterexistieren kann.
Ein Baum wie ein Gedicht
Wenn ich heute an den Drachenbaum denke, sehe ich nicht nur einen alten Baum. Ich sehe eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Einen stillen Begleiter der Geschichte, ein Mahnmal für die Kraft der Natur – und für ihre Zerbrechlichkeit.
Sein Schutz ist nicht nur eine botanische Aufgabe. Es ist ein Versprechen an die Zukunft.
Und jedes Mal, wenn ich wieder nach Icod komme, trete ich ein kleines Stück ehrfürchtiger an ihn heran. Und sage still: Danke, dass du noch da bist.
Quellen und weiterführende Informationen
- Museo del Drago, Icod de los Vinos: www.icoddelosvinos.es
- Gobierno de Canarias – Medio Ambiente y Biodiversidad: www.biodiversidadcanarias.es
- Jardín Botánico Canario Viera y Clavijo: www.jardincanario.org
- Instituto Canario de Investigaciones Agrarias (ICIA)
- WWF Spanien – Baumschutzprojekte auf den Kanaren: www.wwf.es
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