InselMagazin: Umwelt & Natur - Flora & Fauna

Alexander von Humboldt auf Teneriffa: Eine Reise in das Herz der Natur
Alexander von Humboldt – ein Name, der bis heute für den Geist der Entdeckung, die leidenschaftliche Erforschung der Natur und die Verbindung von Wissenschaft und Poesie steht. Geboren 1769 in Berlin, widmete sich Humboldt der Vermessung, Beschreibung und Systematisierung der natürlichen Welt wie kaum ein anderer seiner Zeit. Seine Reisen führten ihn durch Europa, Südamerika, Asien – und auch auf die Kanarischen Inseln.
InselMagazin: Umwelt & Natur
Eine der ersten Stationen seiner berühmten Amerika-Expedition war Teneriffa, die größte der Kanarischen Inseln. Sein Aufenthalt dort im Jahr 1799 war zwar nur von kurzer Dauer, doch die Eindrücke, die er gewann, sowie die Daten, die er sammelte, beeinflussten sein naturwissenschaftliches Denken nachhaltig. Dieser Artikel beleuchtet Humboldts Zeit auf Teneriffa, seine Beobachtungen und deren Bedeutung für die Wissenschaftsgeschichte.
Ankunft auf Teneriffa – ein Tor zur neuen Welt
Im Juni 1799 landeten Alexander von Humboldt und sein französischer Begleiter Aimé Bonpland in Santa Cruz de Tenerife, nachdem sie Europa in Richtung Südamerika verlassen hatten. Die Insel diente als letzter Stopp vor der Überfahrt über den Atlantik – doch für Humboldt war sie weit mehr als nur eine Zwischenstation.
Schon beim ersten Anblick war er fasziniert von der „erhabenen Majestät des Teide“ und der außergewöhnlichen Vielfalt an Flora, Fauna und geologischen Formationen. Seine ersten Beobachtungen galten der Küstenregion und dem Klima, doch bald zog es ihn weiter ins Orotava-Tal, das er in höchsten Tönen lobte.
Das Orotava-Tal – ein lebendiges Labor
Das fruchtbare Orotava-Tal mit seinen Höhenstufen der Vegetation, von den Palmen an der Küste bis zu den Kiefernwäldern in mittleren Lagen, bot Humboldt ein perfektes Studienobjekt. Hier begann er mit seinen systematischen Erhebungen zu Pflanzengeografie, Klimazonen und den Wechselwirkungen zwischen Vegetation, Temperatur und Höhenlage.
Seine Beobachtungen bildeten später die Grundlage für sein einflussreiches Werk „Ideen zu einer Geographie der Pflanzen“ (1807), in dem er erstmals pflanzengeografische Daten grafisch in Form von Höhenprofilen darstellte – ein Meilenstein in der Wissenschaftsgeschichte.
Der Aufstieg zum Teide – Wissenschaft am Rand der Wolken
Der Pico del Teide stellte für Humboldt nicht nur eine geographische Herausforderung dar, sondern war auch eine seltene Gelegenheit, klimatische Veränderungen mit zunehmender Höhe direkt zu messen.
Gemeinsam mit Bonpland und einheimischen Führern brach er in aller Frühe auf, durchquerte verschiedene Vegetationszonen und überstieg schließlich die Baumgrenze. Der Weg war beschwerlich, doch Humboldt ließ sich nicht aufhalten. Unterwegs nahm er zahlreiche Messungen mit Thermometer, Barometer und Hygrometer vor, sammelte Gesteinsproben und notierte akribisch jede Beobachtung.
Der Aufstieg war nicht nur ein physisches Abenteuer, sondern ein Paradebeispiel für Humboldts Methode: empirisch, systematisch, detailverliebt – und zugleich von tiefer Bewunderung für die Natur durchdrungen.
Der „Humboldt-Blick“ – Wissenschaft trifft Ästhetik
Einer der bedeutendsten Momente dieser Reise war für Humboldt der Blick vom oberen Rand des Orotava-Tals auf den Teide. Diese Szenerie, die heute als „Mirador de Humboldt“ bekannt ist, bezeichnete er als „das schönste Schauspiel, das ich je gesehen habe“.
Doch es war nicht nur die Schönheit, die ihn fesselte. Humboldt erkannte hier Zusammenhänge zwischen Geologie, Vegetation und Klima, die später in seine gesamtheitliche Betrachtung der Erde als dynamisches, vernetztes System einflossen. Der Humboldt-Blick ist heute nicht nur ein touristischer Aussichtspunkt, sondern ein Symbol für interdisziplinäre Naturbeobachtung und die Geburt moderner Umweltwissenschaften.
Humboldts wissenschaftlicher Beitrag von Teneriffa aus
Die während seiner nur fünfwöchigen Aufenthalts gesammelten Daten waren beeindruckend umfangreich:
- meteorologische Messreihen
- geologische Proben
- biologische und botanische Sammlungen
- Höhenprofile und klimatische Vergleiche
Diese Arbeiten waren Vorreiter in mehreren Disziplinen: Meteorologie, Pflanzengeografie, Vulkanologie und Klimatologie. Besonders wichtig war die Entwicklung des Konzepts der „isothermen Linien“ – also Linien gleicher Temperatur auf Karten –, das später die Klimaforschung revolutionieren sollte.
Ein bleibendes Vermächtnis
Alexander von Humboldts Aufenthalt auf Teneriffa war kurz, aber bedeutungsvoll. Die Insel wurde für ihn zu einem Mikrokosmos, in dem er die Prinzipien der Natur in Reinform erleben konnte. Viele seiner späteren Erkenntnisse, die er in Südamerika verfeinerte, nahmen ihren Anfang auf Teneriffa.
Heute erinnert nicht nur der Mirador de Humboldt an diesen großen Naturforscher, sondern auch zahlreiche Bildungs- und Forschungseinrichtungen auf den Kanaren, die seine ganzheitliche Sicht auf die Natur weitertragen. Seine Fähigkeit, präzise Beobachtung mit philosophischem Denken zu verbinden, hat die Naturwissenschaften bis heute geprägt.
Quellen:
- Alexander von Humboldt: Ideen zu einer Geographie der Pflanzen, Tübingen, 1807.
- Dettelbach, Michael. The Face of Nature: Alexander von Humboldt and the Physical Description of the World. In: Studies in History and Philosophy of Science, Vol. 30, 1999.
- Helferich, Gerard. Humboldt's Cosmos: Alexander von Humboldt and the Latin American Journey That Changed the Way We See the World, Gotham Books, 2004.
- Humboldt Digital Library. http://www.avhumboldt.net
- Instituto de Astrofísica de Canarias – Humboldt-Blick: https://www.iac.es/en/outreach/humboldt-view
- Ottmar Ette: Alexander von Humboldt: Aufbruch in die Moderne, Suhrkamp Verlag, 2009.
- Alexander von Humboldt Stiftung: https://www.humboldt-foundation.de
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