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Die Pyramiden von Güímar: Rätsel, Theorien – oder einfach nur Steinhaufen?
Die Pyramiden von Güímar auf Teneriffa geben seit Jahrzehnten Rätsel auf. Sind sie uralte Kultstätten, astronomische Kalender, Spuren präkolumbianischer Seefahrer – oder schlicht künstlich aufgebauschte Touristenattraktionen?
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Vom Steinhaufen zum Kulturgut
Bis in die 1990er Jahre galten die sechs stufenförmigen Pyramiden von Güímar als einfache Steinhaufen, die Bauern beim Roden ihrer Felder angelegt hatten. Erst der norwegische Abenteurer und Anthropologe Thor Heyerdahl machte sie international bekannt. Er sah in ihnen Parallelen zu Pyramiden in Mexiko, Peru und Mesopotamien – und vermutete einen transozeanischen Kulturaustausch weit vor Kolumbus.
Heute sind die Pyramiden Teil eines ethnografischen Parks, archäologisch untersucht, touristisch erschlossen und kulturell aufgeladen. Doch ihr Ursprung bleibt unklar.
Theorien zum Ursprung
Es gibt mehrere Erklärungsansätze:
- Bau durch die Guanchen
Einige Archäologen halten es für möglich, dass die Pyramiden von den Guanchen, den Ureinwohnern Teneriffas, errichtet wurden. Dafür spricht die Nähe zu anderen prähispanischen Fundstellen und die Entdeckung alter Keramikfragmente. Allerdings gibt es keinen direkten Nachweis, dass die Pyramiden von den Guanchen gebaut wurden – nur, dass sie den Ort nutzten. - Landwirtschaftlicher Ursprung
Ein nüchterner Ansatz besagt: Die Pyramiden entstanden im 19. Jahrhundert beim Trockenlegen und Bearbeiten von Feldern. Steinwälle, die zu Pyramidenform aufgeschichtet wurden, um das Terrain zu glätten und Steine zu entsorgen. Diese Theorie stützen unter anderem Untersuchungen von Juan Antonio Belmonte, Astronom am Instituto de Astrofísica de Canarias. - Astronomische Ausrichtung
Einige der Bauwerke sind präzise an den Sonnenwenden ausgerichtet. Das lässt vermuten, dass sie als Sonnenkalender dienten – etwa für Agrarrituale. Solche Ausrichtungen kennt man auch von anderen Kultstätten weltweit, etwa Stonehenge. - Kontakt mit Amerika
Heyerdahls These vom präkolumbianischen Kontakt zwischen Afrika, den Kanaren und Amerika ist populär, aber wissenschaftlich kaum belegbar. Kritiker werfen ihm vor, Ähnlichkeiten überzuinterpretieren und kulturelle Eigenentwicklungen zu ignorieren.
Können die Pyramiden ein Fake sein?
Kritiker sagen: Ja. Es gibt keine eindeutigen Beweise für ihr hohes Alter. Keine datierbaren Reste im Mauerwerk, keine Inschriften, keine Grabfunde. Und: Die Bauweise könnte ebenso gut aus dem 19. Jahrhundert stammen, wie aus einer älteren Epoche.
Der Ethnografische Park präsentiert die Pyramiden als offen für Interpretation – vermeidet aber klare Aussagen zum Alter. Das öffnet Raum für Spekulation – und Vermarktung.
Weitere Pyramiden bei Icod de los Vinos?
Auch in der Region um Icod de los Vinos wurden pyramidenähnliche Strukturen gefunden. Offizielle archäologische Grabungen stehen dort noch aus. Die gängige Erklärung lautet auch hier: landwirtschaftliche Terrassierungen. Doch durch die mediale Bekanntheit von Güímar bekommen auch diese Strukturen eine neue Bedeutung.
Ob es sich bei diesen Formationen um Zufall, Tradition oder bewusste Nachahmung handelt, ist bislang unklar.
Quellen und weiterführende Literatur
Wer sich tiefer mit den Theorien auseinandersetzen will, kann auf diese Quellen zurückgreifen:
- Thor Heyerdahl:
The Pyramids of Güímar: Myth and Reality (Vorträge und Interviews, Ethnografischer Park) - Juan Antonio Belmonte et al.:
Astronomical analysis of the Güímar Pyramids, veröffentlicht durch das Instituto de Astrofísica de Canarias. - José Farrujia de la Rosa:
Patrimonio Arqueológico y Arqueología Pública en Canarias – kritische Auseinandersetzung mit Archäologie und Tourismus auf den Kanaren. - BBC Documentary:
The Mystery of the Canary Islands Pyramids (kritisch gegenüber Heyerdahls Theorien) - UNESCO Tentative List (Spanien):
Erwähnung der Pyramiden als potenzielles Kulturerbe, mit Kommentaren zur Debatte um Authentizität
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