InselMagazin: Gran Canaria Infos & Panorama

Gran Canaria – Insel der Vielfalt: Ein persönlicher Blick auf Natur, Artenreichtum und Schutz
Gran Canaria hat mich mit ihrer Natur von Anfang an gepackt. Diese Insel ist wie ein Miniaturkontinent – in wenigen Kilometern verändert sich alles: das Licht, die Luft, die Pflanzen, die Tiere. Wer sich einmal aufmacht, die Natur hier mit eigenen Augen zu sehen, versteht schnell, warum so viele Biologen und Naturfreunde Gran Canaria als Schatzinsel betrachten.
Zwischen Dünen, Kiefernwäldern, nebelverhangenen Schluchten und trockenen Hochplateaus verstecken sich seltene Pflanzen, anpassungsfähige Tiere und ein ganz eigener Rhythmus der Natur. Diese Vielfalt ist nicht nur beeindruckend – sie ist auch verletzlich. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
InselMagazin: Tipps für Urlauber
Pflanzenwelt: Zwischen Überlebenskünstlern und botanischen Raritäten
Die Flora von Gran Canaria ist so abwechslungsreich wie ihre Mikroklimata. Auf dieser relativ kleinen Insel wachsen über 100 Pflanzenarten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt – also endemisch sind. Die Höhe, die Ausrichtung zur Sonne, das Wasser, der Nebel – all das spielt eine Rolle.
In den Küstenregionen dominieren wasserspeichernde Sukkulenten, wie die Kanaren-Wolfsmilch oder die bizarr geformte Euphorbia canariensis. Je höher Du kommst, desto grüner wird es. In den Nebelwäldern des Nordens – Relikte des alten Lorbeerwald-Gürtels, der einst ganz Südeuropa bedeckte – wachsen Farne, Moose und knorrige Baumheide.
Besonders eindrucksvoll ist der Kanarische Drachenbaum (Dracaena draco) – eher eine botanische Legende als nur eine Pflanze. Ebenfalls typisch: die Gran Canaria-Margerite (Argyranthemum adauctum) oder der Kardón (Pterocephalus lasiospermus), eine große, fast artischockenartige Pflanze, die nur in den Bergen vorkommt.
Bedroht, aber nicht vergessen: Der Mensch hat viel verändert – durch Landwirtschaft, Bauprojekte oder eingeschleppte Pflanzen. Doch Gran Canaria schützt aktiv, was schützenswert ist. Botanische Gärten wie der Jardín Botánico Canario Viera y Clavijo in Tafira bewahren und erforschen bedrohte Arten.
Tierwelt: Von Rieseneidechsen bis Blaufinken
Die Fauna der Insel wirkt auf den ersten Blick bescheiden – doch wer genauer hinsieht, entdeckt einzigartige Tiere. Besonders spannend sind die Arten, die nur auf Gran Canaria oder den Kanaren vorkommen.
Allen voran der Gran Canaria-Blaufink (Fringilla polatzeki) – ein seltener kleiner Vogel mit leuchtend blauen Federn, der ausschließlich in den Kiefernwäldern der Insel lebt. Ebenfalls typisch ist der Kanarische Erlenzeisig oder der geschickte Kanarenpieper.
Zu den Stars der Reptilienwelt gehört die Gran Canaria-Rieseneidechse (Gallotia stehlini). Sie kann bis zu 80 cm lang werden und lebt bevorzugt in felsigem Gelände – dort, wo man sie oft sonnenbaden sieht. Amphibien gibt es weniger, aber der Kanarische Laubfrosch (Hyla meridionalis) hat sich in feuchten Schluchten ein stilles Zuhause geschaffen.
Im Meer vor Gran Canaria schwimmen Meeresschildkröten, Zackenbarsche, Fliegende Fische, Delfine und regelmäßig auch Wale vorbei. Das macht die Küstenregionen nicht nur für Taucher spannend, sondern auch für Naturfreunde, die sich auf Bootstouren einlassen.
Herausforderungen: Viele Tierarten leiden unter Lebensraumverlust und eingeschleppten Arten wie verwilderten Katzen oder Pflanzen, die das Gleichgewicht stören. Doch Schutzprojekte und Reservate helfen dabei, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Schutzgebiete: Inseln der Hoffnung im Ozean
Gran Canaria nimmt den Naturschutz ernst. Etwa 43 % der Inselfläche stehen unter besonderem Schutz – eine beeindruckende Zahl.
Parque Rural de Nublo
Im Herzen der Insel schützt dieser Naturpark ausgedehnte Kiefernwälder, bizarre Felsformationen und seltene Arten. Hier thront der Roque Nublo, das Wahrzeichen der Insel – ein Ort, der fast spirituelle Ruhe ausstrahlt.
Reserva Natural Integral de Inagua
Einer der artenreichsten Kiefernwälder der Kanaren. Er ist ein Rückzugsort für viele bedrohte Vögel – besonders für den Blaufink. Nur mit Genehmigung zugänglich, denn hier zählt jede Störung.
Biosphärenreservat Gran Canaria
Seit 2005 ist fast die gesamte Insel von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Das heißt: Schutz von Natur und Förderung nachhaltiger Entwicklung gehen Hand in Hand.
Mensch und Natur: Wie viel Natur verträgt der Tourismus?
Gran Canaria lebt vom Tourismus – aber genau dieser Segen bringt auch Belastungen. Küstenverbauung, überfüllte Wanderwege, Müll, Ressourcenverbrauch: Wenn nicht aufgepasst wird, leidet die Natur.
Doch es tut sich etwas. Immer mehr Initiativen setzen auf sanften Tourismus, Umweltbildung und den bewussten Umgang mit der Landschaft. Auch Du kannst etwas beitragen – indem Du zum Beispiel zertifizierte Touren buchst, lokale Produkte bevorzugst und Rücksicht auf Flora und Fauna nimmst.
Natur erleben, verstehen, bewahren
Gran Canaria ist ein offenes Buch der Natur – man muss nur bereit sein, es zu lesen. Ob Du wanderst, beobachtest, fotografierst oder einfach nur atmest – die Insel zeigt Dir, wie viel Schönheit in der Vielfalt steckt. Und wie wichtig es ist, diese Vielfalt zu schützen.
Infoquellen zur Vertiefung
- Jardín Botánico Canario Viera y Clavijo – größter botanischer Garten Spaniens mit Schwerpunkt auf endemischen Arten.
- Museo Elder de la Ciencia y la Tecnología (Las Palmas) – für naturkundlich Interessierte.
- Centro de Interpretación del Medio Natural (Pico de las Nieves) – Infos zur Flora, Fauna und Geologie der Insel.
- Gespräche mit Einheimischen – gerade Bauern, Wanderführer oder Naturfreunde erzählen oft die besten Geschichten.
- UNESCO Biosphärenreservat Gran Canaria – Hintergrundinfos über Nachhaltigkeit und Schutzkonzepte.
Wenn Du Gran Canaria wirklich kennenlernen willst, schau genau hin – in die Felsspalten, in die Baumwipfel, ans Ufer. Da steckt das echte Herz der Insel. Und wenn Du es einmal gespürt hast, lässt es Dich nicht mehr los.
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