InselMagazin: Gran Canaria Infos & Panorama

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Der Geist von Telde: Die göttlichen Anfänge der Guanchen

Der Geist von Telde: Die göttlichen Anfänge der Guanchen

Gran Canaria ist nicht nur Sonne und Vulkanstein – sie ist auch durchwoben von alten Mythen, tiefen Erinnerungen und einem Hauch des Übernatürlichen. Eine dieser Geschichten erzählt vom Geist von Telde – einer mystischen Figur, die eng mit der Schöpfungsgeschichte der Guanchen verbunden ist.

In dieser Erzählung reist du zurück zu den Ursprüngen – zu den ersten Göttern, den sagenhaften Menschen und den Kräften, die einst das Antlitz der Welt formten.

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Die Geburt der Welt: Aus Nebel wird Sein

Am Anfang herrschte das Nichts – ein endloser, formloser Nebel, in dem weder Zeit noch Raum existierten. Aus diesem Urzustand erhoben sich die ersten göttlichen Wesen. Die bedeutendsten unter ihnen: Achamán, der Himmelsschöpfer, und Chaxiraxi, die Sonnengöttin, verehrt als Lebensquelle und mütterliche Macht.

Diese beiden Gottheiten verkörperten die Gegensätze, die gemeinsam das Leben hervorbrachten: Licht und Dunkelheit, Ordnung und Wildheit, Wärme und Ruhe.

Achamán: Architekt des Himmels

Achamán, dessen Name in der altkanarischen Sprache „derjenige, der alles trägt“ bedeutet, war die schöpferische Kraft des Kosmos. Aus seiner Essenz wuchsen Himmel und Erde, Berge und Täler, Meere und Wolken.
Er galt als gütiger, aber auch bestimmender Gott – einer, der über das Gleichgewicht wachte und den Menschen Regen und Schutz schenkte, aber auch Zorn zeigte, wenn sie sich von der Natur entfremdeten.

Chaxiraxi: Die leuchtende Mutter

Chaxiraxi war nicht einfach nur die Sonne. Sie war das Herz des Lebens selbst. Ihre Wärme ließ Pflanzen sprießen, ihre Strahlen weckten das Tierreich, und ihre Kraft nährte die Menschen.
Die Guanchen verehrten sie in heiligen Riten – oft an Hochpunkten oder Sonnenorten. In späteren Jahrhunderten wurde sie teilweise mit der christlichen Jungfrau Maria identifiziert – ein Hinweis darauf, wie stark ihr Mythos im kollektiven Gedächtnis verankert war.

Die Geburt der Inseln

Nachdem Himmel und Erde geschaffen waren, wendete sich Achamán dem Inselschmuck des Atlantiks zu. Jede Insel wurde einzeln geboren – mit eigener Seele, eigenem Atem.
Gran Canaria – Herzstück dieser Erzählung – wurde als ein Ort der Vielfalt erschaffen: fruchtbare Ebenen im Norden, raue Berge im Zentrum, mystische Kraftorte wie die Region um Telde.

Hier soll sich, so heißt es, der Geist von Telde manifestiert haben – als Mittler zwischen Menschen und Göttern.

Die Erschaffung des Menschen

Aus dem Boden Gran Canarias formte Achamán die ersten Menschen. Er hauchte ihnen Atem ein – ein Hauch, der nicht nur Leben brachte, sondern auch Erinnerung an das Göttliche.
Diese ersten Guanchen lebten in Höhlen und mit der Natur, kannten die Zyklen der Jahreszeiten, ehrten die Sonne, den Wind und das Wasser. Ihr Wissen wurde mündlich weitergegeben – in Geschichten, Liedern und Symbolen.

Der Geist von Telde: Wächter und Führer

Der Geist von Telde ist mehr als eine Legende. In Überlieferungen erscheint er als schützende Präsenz – eine Art spiritueller Wächter über das Tal, das einst religiöses und politisches Zentrum der Guanchen war.
Wenn Gefahr drohte, soll er erschienen sein – unsichtbar, aber spürbar – um den Menschen Hoffnung zu geben oder sie auf den richtigen Pfad zu führen.

Bis heute berichten manche Bewohner der Insel, besonders Ältere, von einer „Kraft“ oder „Energie“, die in Telde spürbar sei – besonders an alten Kultstätten wie Cuatro Puertas oder La Restinga.

Mythen als Spiegel einer alten Welt

Die Schöpfungsgeschichte der Guanchen ist mehr als eine schöne Erzählung. Sie ist ein Zeugnis für die tiefe Verbindung zwischen Mensch, Erde und göttlicher Ordnung.
Auch wenn die Details über Jahrhunderte verschwammen, lebt ihr Kern weiter – in Erzählungen, Ritualen und in Orten, an denen das Unsichtbare greifbar scheint.

Der Geist von Telde erinnert daran, dass jede Landschaft nicht nur aus Stein und Erde besteht, sondern auch aus Erinnerungen – und dass in jedem Mythos ein Stück Wahrheit verborgen liegt.

Quellenhinweise:

  • Ethnografische Forschungen zum Weltbild der Guanchen: Instituto Canario de Antropología (2022)
  • Archäologische Untersuchungen zu Telde und religiösen Zentren: Universidad de La Laguna
  • Mündliche Überlieferungen und lokale Sagen: Interviews mit Inselbewohnern (2020–2023), Projekt „Voces del Barranco“
  • Vergleichende Mythologie der Berber-Völker: Hansjörg Dilger, Mythos und Identität im Maghreb, 2019
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