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Montaña de Los Frailes – Vulkanisches Erbe im Orotavatal
Im Herzen des Orotavatals im Norden Teneriffas erhebt sich die Montaña de Los Frailes, ein auffälliger Vulkankegel mit markanter Silhouette. Wer ihn zum ersten Mal sieht – ob aus Puerto de la Cruz oder von den Hängen der Cañadas – erkennt sofort: Dieser Berg ist kein Relikt aus grauer Vorzeit, sondern ein Produkt jüngerer vulkanischer Aktivität. Die Montaña de Los Frailes gehört zu den geologisch jüngsten Vulkanformationen der Insel und ist heute nicht nur ein landschaftlich prägendes Element, sondern auch ein geschütztes Naturdenkmal.
Geologische Entstehung: Eine junge Stimme im Chor der Vulkane
Die Montaña de Los Frailes ist Teil des sogenannten Post-Kaldären-Vulkanismus, einer Serie relativ junger Ausbrüche, die nach der Bildung der Las-Cañadas-Caldera im zentralen Hochland stattfanden. Geologen datieren ihren Ursprung auf das 13. Jahrhundert n. Chr., wobei der genaue Ausbruch möglicherweise um das Jahr 1341 stattfand. Das bestätigt unter anderem die vulkanologische Kartierung des Instituto Geológico y Minero de España (IGME) sowie die geochronologische Analyse durch K-Ar-Datierungen.
Beim Ausbruch floss basanitische Lava in Richtung Norden, erreichte das Meer und veränderte dauerhaft die Küstenlinie. Diese Lavaflüsse formten unter anderem die heute bebaute Küstenregion von Puerto de la Cruz mit – insbesondere die Zone um Punta Brava. Die Montaña selbst ist ein fast symmetrischer Schlackenkegel, der durch seine gut erhaltene Kraterform und die dunkle Gesteinsstruktur auffällt.
Quellen:
- Carracedo, J. C. et al. (2009): Volcanic and Structural Evolution of the Canary Islands, Journal of Volcanology and Geothermal Research
- IGME (2021): Mapa Geológico de la Montaña de Los Frailes
Historische und kulturelle Bedeutung
Die Montaña de Los Frailes war schon vor der Kolonisierung ein Ort menschlicher Nutzung. In der Guanchenzeit diente das Gelände als Weideland, später wurden dort landwirtschaftliche Parzellen und Steinbrüche eingerichtet. Die Ermita de la Cruz, eine kleine Kapelle nahe dem Gipfel, zeugt vom spirituellen und kulturellen Stellenwert des Ortes im 19. Jahrhundert. Bis heute finden hier religiöse Veranstaltungen und lokale Feste statt.
Status als Naturdenkmal
Im Jahr 1994 wurde die Montaña de Los Frailes als „Monumento Natural“ unter Schutz gestellt (Gesetz 12/1994 über natürliche Räume der Kanarischen Inseln). Ziel war es, die geologische Struktur, die landschaftliche Eigenart sowie die ökologischen Restbestände des ursprünglichen Systems zu bewahren.
Die geschützte Fläche umfasst etwa 84 Hektar und liegt vollständig innerhalb der Gemeinde La Orotava.
Quelle:
- Gobierno de Canarias: Red Canaria de Espacios Naturales Protegidos
https://www.gobiernodecanarias.org/medioambiente/
Flora: Zwischen natürlicher Regeneration und eingeführten Arten
Die ursprüngliche Vegetation wurde durch jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung und Urbanisierung stark zurückgedrängt. Dennoch finden sich heute sowohl einheimische als auch eingeführte Pflanzenarten, die sich an die offenen, trockenen Hänge des Vulkans angepasst haben.
Dominante Pflanzenarten:
- Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica) – eingeführt, heute weit verbreitet
- Wunderbaum (Ricinus communis) – invasiv, typisch für gestörte Böden
- Blaugrüner Tabak (Nicotiana glauca) – häufig entlang von Wegen
- Lampenputzergras (Pennisetum setaceum) – invasive Art mit hohem Ausbreitungspotenzial, vom Umweltministerium als „hochriskant“ eingestuft
Trotz der dominierenden Neophyten finden sich an geschützten Stellen auch einheimische Arten wie:
- Kanarische Wolfsmilch (Euphorbia canariensis)
- Kanarischer Lavendel (Lavandula canariensis)
- Aeonium-Arten – sukkulente Endemiten der Insel
Quellen:
- Gobierno de Canarias: Catálogo de Especies Invasoras de Canarias
- García-Talavera, F. (1999): La vegetación del norte de Tenerife
Fauna: Ein Rückzugsort für Vogelarten
Auch wenn größere Säugetiere hier nicht vorkommen, ist die Montaña de Los Frailes ein bedeutender Ort für die Avifauna. Die buschreiche Vegetation, kombiniert mit felsigen Bereichen, bietet Lebensraum für zahlreiche Vogelarten – sowohl Standvögel als auch Zugvögel.
Typische Vogelarten:
- Kanarengirlitz (Serinus canaria) – Symbolvogel der Insel
- Blaumeise (Cyanistes teneriffae) – endemisch auf Teneriffa
- Samtkopfgrasmücke (Sylvia melanocephala)
- Brillengrasmücke (Sylvia conspicillata orbitalis) – endemische Unterart
- Mäusebussard (Buteo buteo insularum) – gelegentliche Sichtung im Aufwind über dem Vulkan
Die Vögel nutzen das Gebiet vor allem zur Nahrungssuche und während der Brutzeit. Einige Arten profitieren von den Früchten der Opuntien oder von Insekten, die sich im trockenen Gebüsch verstecken.
Quellen:
- Martín, A. et al. (2000): Aves de Canarias, SEO/BirdLife
- Biodiversidad Canarias – Fauna Endémica de Tenerife
Tourismus, Nutzung und Schutzmaßnahmen
Die Montaña de Los Frailes ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Sie liegt nahe der touristischen Zentren von Puerto de la Cruz und La Orotava und wird häufig für Spaziergänge, Naturbeobachtungen und Sport genutzt. Der Krater ist über einfache Pfade erreichbar, wobei keine offizielle Infrastruktur (wie Besucherzentrum oder markierte Wege) vorhanden ist.
Um das empfindliche Gleichgewicht des Gebiets zu bewahren, sind nachhaltige Maßnahmen notwendig:
- Kontrolle invasiver Pflanzenarten
- Reglementierung von Freizeitaktivitäten während der Brutzeiten
- Umweltbildung und Hinweistafeln
- Begrenzung von Bebauungsdruck an den Randzonen
Die Kanarische Regierung arbeitet zusammen mit lokalen Umweltverbänden an Maßnahmen zur Revitalisierung naturnaher Vegetation.
Weiterführende Infos & Schutzstatus:
- https://www.biodiversidadcanarias.es
- https://www.gobiernodecanarias.org/medioambiente/
Vulkanisches Erbe mit Zukunftspotenzial
Die Montaña de Los Frailes ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie junge Vulkane nicht nur Landschaften formen, sondern auch Kulturgeschichte und Ökosysteme beeinflussen. Auch wenn der Mensch Spuren hinterlassen hat – sei es durch Landwirtschaft oder eingeschleppte Arten –, bleibt der Berg ein einzigartiger Ort, an dem sich Geologie und Natur miteinander verbinden. Wenn du das nächste Mal im Orotavatal unterwegs bist, lohnt sich ein Abstecher – nicht nur wegen des Ausblicks, sondern wegen der Geschichte, die dieser Vulkan leise erzählt.
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