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Monarchfalter auf Teneriffa: Der König der Lüfte im ewigen Frühling
Er ist zart, und doch ein kleiner Kämpfer. Leuchtend orange, schwarz geädert und von einem Hauch Magie umgeben: der Monarchfalter (Danaus plexippus). Ihm zu begegnen ist ein kleiner Glücksmoment. Und obwohl seine Wurzeln in Nordamerika liegen, flattert er seit dem 19. Jahrhundert auch über Teneriffas Felder, Gärten und Küsten. Wenn du genau hinschaust, findest du ihn inmitten von Wandelröschen, über Seidenpflanzen oder an einem windstillen Sonnenplatz.
Hier erfährst du, warum der Monarchfalter auf Teneriffa eine ganz besondere Rolle spielt – biologisch, kulturell und symbolisch.
Der Monarch: Ein Porträt in Flügeln
Schon beim ersten Blick ist klar: Das hier ist kein gewöhnlicher Schmetterling. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 10 Zentimetern wirkt er fast exotisch zwischen Bougainvillea und Lavendel. Die orangen Flügel mit dicken schwarzen Linien und kleinen weißen Punkten erinnern an ein kunstvoll gemaltes Fensterbild – das sich plötzlich in Bewegung setzt.
Wie jeder Schmetterling durchläuft der Monarch vier Phasen:
- Ei – kaum größer als ein Stecknadelkopf, abgelegt auf die Unterseite einer Seidenpflanze.
- Raupe – ein gestreiftes Wesen, das sich fünfmal häutet und fast nur frisst.
- Puppe – jadegrün mit goldenen Punkten, eine Art Schatzkapsel der Natur.
- Falter – elegant, leicht und bereit für das nächste Abenteuer.
Einige Monarchfalter leben nur wenige Wochen. Andere, vor allem die „Wanderfalter“, erreichen ein biblisches Alter von bis zu acht Monaten – fast unsterblich in Schmetterlingszeitrechnung.
Von Mexiko nach Teneriffa – ohne Flugzeug
Eigentlich ist der Monarchfalter berühmt für seine Wanderung: Von Kanada bis nach Zentralmexiko, über mehrere Generationen hinweg. Dass er heute auch auf Teneriffa zu finden ist, verdankt er – wie so viele globale Gäste – dem Menschen. Im 19. Jahrhundert wurden Zierpflanzen wie die tropische Seidenpflanze (Asclepias curassavica) eingeführt. Wo diese wächst, folgt oft auch der Monarch.
Inzwischen hat sich der Falter auf Teneriffa fest etabliert. Anders als in Nordamerika braucht er hier nicht zu migrieren. Das milde Klima, die ständige Verfügbarkeit von Nektar und die zahlreichen Seidenpflanzen machen das Leben bequem. Viele Generationen pro Jahr sind hier möglich – ein kleines Paradies.
Seidenpflanze: Mehr als nur Wirt
Wenn du eine Monarch-Raupe entdecken willst, such nach einer Seidenpflanze. Die Pflanze ist mehr als bloße Futterstelle – sie ist Überlebensstrategie. Ihre bitteren Milchstoffe (Cardenolide) machen die Raupen und später auch die Falter für Vögel und andere Fressfeinde giftig. Das orange-schwarze Muster? Eine klare Ansage: „Friss mich nicht.“
Neben Asclepias curassavica nutzen die Raupen auch den afrikanischen Ballonstrauch (Gomphocarpus fruticosus) – ebenfalls häufig auf der Insel zu finden.
Wo du Monarchfalter auf Teneriffa siehst
Wenn du auf der Insel unterwegs bist, lohnt es sich, die Augen offen zu halten – besonders:
- In Küstennähe, z. B. in Puerto de la Cruz, Adeje oder in kleinen Gärten rund um Güímar.
- In botanischen Gärten, z. B. dem Jardín Botánico in La Orotava.
- An verwilderten Wegrändern, wo Seidenpflanzen wachsen.
Am besten beobachtest du sie morgens oder am späten Nachmittag. Dann sind sie am aktivsten – oder ruhen sich flügelschlagend in der Sonne aus.
Symbolik und Magie: Der Monarch in der Mythologie
Der Monarchfalter ist nicht nur schön – er hat auch eine Seele. Zumindest glauben das viele Kulturen.
In Mexiko etwa ist seine Ankunft im Herbst eng mit dem Día de los Muertos verknüpft. Man glaubt, dass die Falter die Seelen der Verstorbenen zurückbringen. Und auch in indigenen Legenden Nordamerikas taucht der Monarch immer wieder auf – als Botschafter zwischen den Welten, als Träger von Träumen, als fliegendes Symbol der Transformation.
Besonders poetisch ist der Mythos von Quetzalcoatl, der aztekischen Gottheit für Weisheit, Kunst und Leben. Einer Erzählung nach verwandelte sich Quetzalcoatl in einen Monarchfalter, um die Menschen zu besuchen – sanft, still und unauffällig. Der Falter wurde so zum Symbol für Wandel, Hoffnung und Neubeginn.
Ein Ökosystem im Gleichgewicht?
So faszinierend der Monarch ist – seine Existenz auf Teneriffa wirft auch Fragen auf. Denn dort, wo er auftaucht, sind oft eingeführte Seidenpflanzen nicht weit – und die gelten stellenweise als invasive Arten. Das heißt: Sie verdrängen heimische Pflanzen, weil sie sich zu gut anpassen.
Der Monarch ist also Teil eines kleinen, menschengemachten Ökosystems, das nicht überall willkommen ist. Ein schöner Gast – aber einer, der langfristig auch Verantwortung fordert.
Was du tun kannst
Wenn du selbst helfen möchtest, Monarchfalter zu schützen und ihre Welt zu erhalten, kannst du einiges tun:
- Keine Pestizide im eigenen Garten verwenden – sie töten nicht nur Schädlinge.
- Gezielt Seidenpflanzen pflanzen, aber bitte kontrolliert – zum Beispiel in Töpfen oder begrenzten Beeten.
- Beobachtungen melden – z. B. bei Citizen-Science-Projekten oder lokalen Umweltgruppen.
- Kinder und Besucher begeistern – denn Schutz beginnt mit Bewusstsein.
Ein Schmetterling, der Geschichten erzählt
Der Monarchfalter ist mehr als ein Tier. Er ist ein fliegendes Gedicht, ein wandernder Gedanke, ein Symbol für das, was vergeht – und doch bleibt. Wenn du ihm auf Teneriffa begegnest, bleib kurz stehen. Vielleicht fliegt gerade eine Geschichte an dir vorbei.
Weiterführende Informationen und Quellen
- Animalia.bio – Danaus plexippus: https://animalia.bio/monarch-butterfly
- National Geographic – Monarch Migration: https://www.nationalgeographic.com/animals/invertebrates/facts/monarch-butterfly
- Xerces Society – Monarch Conservation: https://xerces.org/monarchs
- UNAM México – Monarchfalter und Día de los Muertos: https://www.unamglobal.unam.mx/
- Proyecto Monarch Canarias – Lokale Initiative zum Schutz der Falter (Infos über das Cabildo de Tenerife)
- Oberhauser & Solensky (2004) – The Monarch Butterfly: Biology & Conservation, Cornell University Press
- Shapiro, A. (1996) – Biogeography of Butterflies
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