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Der Kanarengirlitz – Gesang der Inseln und Ursprung eines Weltstars
Der Kanarengirlitz (Serinus canaria) ist weit mehr als nur ein hübscher kleiner Vogel – er ist ein lebendes Symbol der Kanarischen Inseln, ein melodischer Bote aus den Lorbeerwäldern und der gefiederte Ursprung einer globalen Erfolgsgeschichte: des Kanarienvogels.
Lebensraum und Verbreitung – Heimat unter Kiefern und Lorbeer
Als echter Endemit lebt der Kanarengirlitz ausschließlich auf den Kanarischen Inseln, Madeira und den Azoren. Auf Teneriffa bevorzugt er die feuchteren, höher gelegenen Regionen – insbesondere die Lorbeerwälder des Anaga-Gebirges, die Hänge des Teide-Massivs sowie die Kiefernwälder der Inselmitte.
Er zeigt sich jedoch erstaunlich anpassungsfähig und ist längst auch in Gärten, Parks, Obstplantagen und Weingebieten heimisch geworden. Dort erfüllt er nicht nur eine ökologische Funktion – etwa bei der Samenausbreitung und Insektenkontrolle – sondern erfreut auch Menschen mit seinem leichten, perlenden Gesang, der die Luft der Inseln durchzieht wie eine akustische Erinnerung an Ursprünglichkeit und Freiheit.
Fortpflanzung – Nestbau mit Gesang und Feingefühl
Die Brutzeit beginnt im Frühling (meist zwischen März und Juni). Die Männchen locken mit Gesang und Energie das Weibchen an und beginnen mit dem Nestbau aus Gräsern, Wurzeln, Haaren und Moos – kunstvolle Miniaturbauten, die sie in Sträuchern oder Bäumen gut versteckt platzieren.
Ein Gelege umfasst meist 2 bis 4 Eier, die das Weibchen bebrütet, während das Männchen Futter bringt. Nach etwa 13–14 Tagen schlüpfen die Küken, die weitere zwei Wochen im Nest verbleiben. In dieser Zeit werden sie von beiden Eltern intensiv umsorgt – ein echtes Familienprojekt.
Gefährdung und Schutz – Lebensraum erhalten, Artenvielfalt bewahren
Obwohl der Kanarengirlitz auf den Inseln noch relativ häufig ist, bleibt er schutzbedürftig. Bedrohungen wie Lebensraumverlust (z. B. durch Landwirtschaft oder Urbanisierung), invasive Arten (wie Ratten oder verwilderte Katzen) und Klimaveränderungen wirken sich negativ auf seine Populationen aus.
Zum Schutz dieser Art wurden auf Teneriffa mehrere Maßnahmen umgesetzt:
- Erhaltung und Wiederaufforstung der Lorbeerwälder
- Ausweisung von Schutzgebieten, etwa im Nationalpark Teide oder im Naturpark Anaga
- Monitoring-Programme und Sensibilisierung durch Schulen und Tourismus
So bleibt der Kanarengirlitz ein fester Bestandteil des natürlichen Klangbilds der Kanaren – und ein Herzstück ihrer biologischen Identität.
Vom wilden Girlitz zum Kanarienvogel – Eine Geschichte der Zähmung
Die Domestizierung des Kanarengirlitzes begann vermutlich im 15. oder 16. Jahrhundert, kurz nach der Ankunft der Spanier auf den Inseln. Seeleute nahmen die farbenfrohen Sänger mit nach Europa – zunächst als exotisches Geschenk für Adelige.
Schnell entwickelte sich der Kanarienvogel (Serinus canaria domestica) zu einem der beliebtesten Heimtiere Europas. Er wurde zum Inbegriff des hausgehaltenen Singvogels, nicht zuletzt wegen seines melodischen, klaren Gesangs – und weil er einfacher zu halten war als viele einheimische Arten.
Zucht, Vielfalt und Gesang – Eine Erfolgsgeschichte
Über Jahrhunderte entstand durch gezielte Zucht eine unglaubliche Vielfalt an Farben, Gesangsarten und Körperformen:
- Von leuchtendem Gelb bis zu Rot, Orange, Weiß und Grün
- Mit speziellen Gesangstypen wie dem Harzer Roller oder dem Spanischen Timbrado
- Und sogar mit gezüchteten Fähigkeiten für Gesangswettbewerbe, die bis heute z. B. in Spanien, Belgien und Deutschland abgehalten werden
Besonders beliebt waren Kanarienvögel früher auch als „Frühwarnsysteme“ in Bergwerken – ihr empfindliches Atmungssystem reagierte schnell auf giftige Gase wie Kohlenmonoxid. Ihre Fähigkeit zum Überleben in Gefangenschaft machte sie tragischerweise auch zu Opfern der industriellen Nutzung.
Avikultur und Tierschutz – Wohin geht die Reise?
Heute ist die Kanarienvogelzucht ein eigenes Fachgebiet innerhalb der Avikultur. Dabei wird immer mehr Wert gelegt auf:
- Gesunde Zuchtlinien
- Artgerechte Haltung
- Genetische Vielfalt
- Vermeidung von Qualzucht
In vielen Regionen setzt sich ein neues Bewusstsein durch: Die Freude an Farbe und Gesang soll Hand in Hand gehen mit Respekt vor dem Tier – und mit der Erinnerung an den ursprünglichen Wildvogel, der einst aus den Lorbeerwäldern Teneriffas kam.
Eine Stimme für die Inseln
Der Kanarengirlitz ist viel mehr als nur ein kleiner Vogel: Er ist ein natürliches Wahrzeichen der Kanarischen Inseln, ein Symbol für Biodiversität und der Ursprung einer weltweit bekannten Heimtierart.
Sein Gesang ist das Echo der Wälder Teneriffas – mal zart, mal lebhaft, aber immer mitreißend. Und sein Weg vom wilden Endemit zum geschätzten Begleiter des Menschen erzählt von der tiefen Verbindung zwischen Natur, Kultur und Gefühl.
Quellen:
- Instituto Canario de Investigaciones Agrarias (ICIA)
- Sociedad Española de Ornitología (SEO/BirdLife)
- CITES: Kanarengirlitz & Heimtierhaltung
- Handbook of the Birds of the World – Serinus canaria
- Canary Bird Encyclopedia – Zuchtformen und Gesangslinien
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